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Aktualisiert am 18.06.10

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Text des Monats >> Rückblick >> März 2006



Heinrich Heine
Deutschland - ein Wintermärchen
(Auszug aus Caput IX und X)


Von Cöllen war ich drei Viertel auf Acht
Des Morgens fortgereiset;
Wir kamen nach Hagen schon gegen Drei,
da wird zu Mittag gespeiset.

Der Tisch war gedeckt. Hier fand ich ganz
Die altgermanische Küche.
Sei mir gegrüßt, mein Sauerkraut,
holdselig sind deine Gerüche!

Gestovte Kastanien im grünen Kohl!
So aß ich sie einst bei der Mutter!
Ihr heimischen Stockfische, seid mir gegrüßt!
Wie schwimmt ihr klug in der Butter!

Jedwedem fühlenden Herzen bleibt
Das Vaterland ewig teuer –
Ich liebe auch recht braun geschmort
Die Bücklinge und die Eier.

Wie jauchzten die Würste im spritzelnden Fett!
Die Krammetvögel, die frommen
Gebratenen Englein mit Apfelmus,
sie zwitscherten mir: Willkommen!

Willkommen, Landsmann, - zwitscherten sie
Bist lange ausgeblieben,
hast dich mit fremdem Gevögel so lang
in der Fremde herumgetrieben!

Es stand auf dem Tische eine Gans,
ein stilles, gemütliches Wesen.
Sie hat vielleicht mich einst geliebt,
als wir beide jung gewesen.

Sie blickte mich an so bedeutungsvoll,
so innig, so treu, so wehe!
Besaß eine schöne Seele gewiß,
doch war das Fleisch sehr zähe.

Auch einen Schweinskopf trug man auf
In einer zinnernen Schüssel;
Nach immer schmückt man den Schweinen bei uns
Mit Lorbeerblättern den Rüssel.

Ich habe sie immer so lieb gehabt,
die lieben, guten Westfalen,
ein Volk so fest, so sicher, so treu,
ganz ohne Gleißen und Prahlen.

Der Himmel erhalte dich, wackeres Volk,
er segne deine Saaten,
Bewahre dich vor Krieg und Ruhm,
vor Helden und Heldentaten.

Er schenke deinen Söhnen stets
Ein sehr gelindes Examen,
und deine Töchter bringe er hübsch
unter die Haube – Amen!


Wegen staatlicher Verfolgung musste Heine 1831 nach Frankreich ins Exil emigrieren. Ende 1843 kehrte er für einige Wochen nach Deutschland zurück und veröffentlichte 1844 „Deutschland – Ein Wintermärchen“, ein satirisches Versepos, das bald von der Zensurbehörde verboten wurde. Obwohl er sich Zeit seines Lebens nach Deutschland sehnte, fehlte ihm doch nicht der ironisch-kritische Blick, der auch bei seiner Betrachtung der „lieben, guten Westfalen“ deutlich wird.