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Aktualisiert am 18.06.10

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Text des Monats >> Rückblick >>Juni 2005



Alexander Kluge:

Die neun Unzertrennlichen /Schulhungrige Kinder

Schulhungrige Kinder. Sie waren neun. Genannt die neun Unzertrennlichen. Sie lebten auf zwei einsamen Höfen an der Grenze Russlands zu Galizien.
Jeden Tag versammelten sie sich; Marinka ist die Jüngste, Alexius und Isaak sind die Ältesten. Die Neun gehen gemeinsam zur Schule.
Es herrscht in jenem Jahr unmäßige Kälte. Der Lehrer rät, die Schulbesuche einzustellen.
Zwei Tage vor Heiligabend nehmen die Kinder den Schulbesuch wieder auf. Sie wollen sich nicht länger aufhalten lassen. Das Wetter scheint friedlich.
Die Kinder treten am Nachmittag den Heimweg an. Schon rieselt gekörnter Schnee dicht hernieder.
Nur noch bis zu dem Holzstoß dort, sagt Nikolaos. Die Kinder kauern sich aneinander. Sturm kommt auf. Sie singen.
Ach, dass die Kinder schon hier wären!
Die Eltern sagen: Es muß etwas geschehen. Schlitten, Pferde her, Teppiche raus, die Hunde.
Unter dem Tannenbaum die kleinen, starren Körper. Heimgeholt: Das ist Alexius, der Älteste, das Nikolaos, das Isaak, das Marinka, das sind die fünf anderen.
Der Großvater stirbt noch in derselben Nacht. Traurige Weihnacht.

Quelle: Alexander Kluge: Die Lücke, die der Teufel lässt, S. 750

Zitiert nach: Rainer Stollmann: Die Entstehung des Schönheitssinns aus dem Eis. Gespräche über Geschichten mit Alexander Kluge. Kulturverlag Kadmos Berlin 2005.

Dr. Rainer Stollmann lehrt an der Universiät Bremen. Er stammt aus Hattingen und ist Mitglied der Kubischu.