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Text des Monats >> Rückblick >> Oktober 2006
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Julia Scheit
Edna dein Meer
Ich tauchte
in deine salzigen Tränen
um endlich den Meeresboden
in dir zu berühren
Boden wie von einer Flaschenpost
die sanft auf den Wellen tanzt
die eine Botschaft in sich trägt
für wen?
Ich tauchte auf den Meeresboden
streifte Seetang und Algenblätter
erleuchtet von Korallenfarben
mit nackten Füßen
Unten dort unten tanzte
das Leben langsam
und die Melodie des Meeres
plätscherte weich
Edna, die Antwort
deine habe ich gefunden
dem Netz aus Algentang
und Steinmauern bist du entflüchtet
Ich suchte die Antwort in seidenem Sand
Tanz mit Muschelstückchen
umzuckt von Seepferdchen
in kleinen Schwärmen
Die weißen Wellen
lockten verführerisch
und nur du wusstest
du kannst ihnen trauen
Bis zum Boden bist du gesunken
und deine Tränen mischten sich
mit dem Salzwasser
bis du dich am Meeresboden fandest
Edna, ich tauchte glücklich auf
aus deinen Tränen
und hörte für immer
den Klang deines Meeres
(Julia Scheit wurde im September 2006 von der Jury zur Endausscheidung zur Vergabe des Hattinger Förderpreises für junge Literatur nach Hattingen eingeladen. Sie ist Jahrgang 1982 und studiert in Bremen.)
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